Dr. Gehad Mazarweh

Dozent der Kölner Therapietage 2008

Gehad Mazarweh Gehad Mazarweh wuchs als Palästinenser in Israel auf und verließ das Land mit zwanzig Jahren. Dennoch betrachtet er auch heute noch Israel als seine Heimat und hält an der israelischen Staatsbürgerschaft fest. An der Universität Freiburg studierte er Psychologie, Soziologie und Kriminologie. Daneben arbeitete er als freier Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Ausländisches und Internationales Strafrecht, Abt. Kriminologie. Anschließend war er sechs Jahre lang psychologischer Leiter eines Mädchenheims.

Seit 33 Jahren arbeitet er in eigener Praxis. In seiner psychotherapeutischen Arbeit hat er sich auf die Arbeit mit Traumapatienten und traumatisierten Folteropfern spezialisiert und lotet die Grenzen der Psychoanalyse bei dieser Patientengruppe aus. Er sammelte viel Erfahrung mit arabischen Patienten und kennt deren spezifische Nöte: Für die Arbeit mit strenggläubigen Musliminnen entwarf er z.B. ein eigenes Konzept mit Mythen und Geschichten. Er beschreibt einen therapeutisch relevanten Geschlechterunterschied: „Die Abwehr der arabischen Frauen besteht aus Zement, Männerabwehr dagegen aus Edelstahl.“ Der streng autoritäre Erziehungsstil forme ein rigides Über-Ich und wirke dabei wie ein Korsett. Wenn dieses Korsett nicht mehr stütze, weil der Mensch auf sich selbst gestellt sei, breche sein System zusammen. „Die Idealisierung von europäischen Werten und Vorstellungen erinnert die arabischen Menschen immer wieder an ihre eigenen Minderwertigkeitsgefühle. Das macht wütend. Zugleich führen die Versuche, sich zu assimilieren, ‚westlich’ zu leben, zu massiven psychischen Störungen.“

Schon seit seiner Studienzeit engagierte Gehad Mazarweh sich in der Friedensbewegung und gründete vor knapp zwanzig Jahren mit anderen Gleichgesinnten die jüdisch-palästinensische Gesprächsgruppe in Basel/Freiburg. Er war Vorsitzender des arabisch-deutschen Kulturvereins Freiburg und beschäftigt sich mit psychischen Konflikten innerhalb und zwischen diesen Kulturen.
Ein erklärtes Ziel seiner Arbeit sieht er deshalb darin, einen eigenen Beitrag dafür zu leisten, dass in den arabischen Ländern viel mehr Psychoanalytiker bzw. Psychotherapeuten ausge-bildet werden. Die Notwendigkeit einer professionellen Behandlung psychischer Krankheiten wird häufig noch nicht erkannt, und es fehlt an Ausbildungsmöglichkeiten.

Seit Jahrzehnten hält G.M. Vorträge über politische und psychoanalytische Themen im In- und Ausland und hatte Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen. Als Dozent, Supervisor und Lehranalytiker in Freiburg wirkt er an der Ausbildung von Psychoanalytikern mit.

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