Anke Rohde

Anke RohdeAnke Rohde ist Psychiaterin und Psychotherapeutin und leitet seit 1997 als Professorin für „Gynäkologische Psychosomatik“ den gleichnamigen Funktionsbereich am Zentrum für Geburtshilfe und Frauenheilkunde des Universitätsklinikums Bonn.

Die Thematik psychischer Störungen in der Schwangerschaft und nach der Entbindung begleitet Frau Professor Rohde seit ihrer Dissertation und bildet heute einen Themenschwerpunkt ihrer Arbeit ebenso wie psychische Probleme bei Fehlgeburten oder im Zusammenhang mit ungewollter Kinderlosigkeit, dem Klimakterium sowie als Teil schwerer Prämenstrueller Syndrome. Aktuelle Forschungsschwerpunkte beschäftigen sich mit der Psychopharmakotherapie in Schwangerschaft und Stillzeit, psychosozialer Beratung bei Pränataldiagnostik sowie verdrängter Schwangerschaft und Neonatizid.


Workshop/ Vortrag von Anke Rohde:

Workshop WS 20: Bewegende Ereignisse im Leben einer Frau - Psychische Gesundheit bei ungewollter Kinderlosigkeit oder nach Verlust eines Kindes

Mittlerweile ist die Familienplanung ein Themenbereich, der von Frauen und ihren Partnern in der Regel gut durchdacht und dann geplant angegangen wird. Zunächst stehen in der Biographie häufig berufliche Ausbildung oder ein Studium auf dem Plan, dann das Sammeln von Berufserfahrung und der Beginn einer beruflichen „Karriere“. Die Erfüllung des prinzipiell meist früh vorhandenen Kinderwunsches wird nach hinten verschoben, bis beruflich und finanziell alles einigermaßen abgesichert ist für die zukünftige Familie. Nicht zuletzt darauf ist es zurückzuführen, dass sich das Alter von Erstgebärenden immer weiter nach hinten schiebt und in der Zwischenzeit im Durchschnitt bei über 30 Jahren liegt. Und teilweise ebenfalls dadurch begründet ist wohl die zunehmende Zahl von ungewollt kinderlosen Paaren. Die konkrete Umsetzung des Kinderwunsches beginnt in vielen Fällen oft erst dann, wenn die Frau sich im Alter über 35 Jahre befindet und dadurch die Chance, spontan schwanger zu werden, deutlich abgenommen hat.

Tritt dann die erwünschte Schwangerschaft nicht ein und muss sich das Paar mit der Diagnose „Sterilität“ auseinandersetzen, führt das für beide Partner nicht selten zu erheblichen seelischen Belastungen. Psychische Begleiteffekte der Sterilität sind beispielsweise ausgeprägte emotionale Reaktionen, Erschütterung des Selbstbewusstseins und ein Gefühl des Kontrollverlustes, Veränderungen in der Paarbeziehung und im Sexualleben sowie sozialer Rückzug und Vermeidung von Kontakten mit Schwangeren und jungen Familien.

Dennoch haben ungewollt kinderlose Paare zunächst meist nicht das Bedürfnis, sich mit dem Thema hinsichtlich psychischer Aspekte weiter zu beschäftigen. Kontakt zu PsychotherapeutInnen wird meist erst dann aufgenommen, wenn im Rahmen einer Sterilitätsbehandlung psychische Probleme, meist in Form depressiver Symptome, auftreten. Für involvierte PsychotherapeutInnen ist es dann bedeutsam, relevante Aspekte der Kinderlosigkeit und ihrer Behandlung gezielt aufzugreifen.

Vielfältige depressive Reaktionen werden auch nach Fehlgeburten beobachtet, insbesondere dann, wenn mehrfach eine Fehlgeburt vorkommt (habituelle Aborte) oder wenn im fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft das Kind im Mutterleib verstirbt (Totgeburt). Und auch wenn wegen einer festgestellten schweren Erkrankung oder Behinderung des ungeborenen Kindes ein Schwangerschaftsabbruch aus medizinischer Indikation vorgenommen wird, bedeutet dies eine erhebliche psychische Belastung für die betroffenen Frauen und ihre Partner.

Im Workshop werden die speziellen psychischen Belastungssituationen Betroffener im jeweiligen medizinischen Kontext skizziert und Interventionsmöglichkeiten dargestellt.

01.11.2011
9:45 Uhr – 13:00 Uhr und 15:45 Uhr – 19:00 Uhr (abgesagt)