Claus Lechmann

Claus LechmannClaus Lechmann, Jahrgang 1958, ist Diplom-Psychologe und sowohl Erwachsenen- als auch Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut mit eigener Praxis in Köln. Er arbeitete über zehn Jahre in verschiedenen Psychiatrischen Kliniken und spezialisierte sich dabei u. a. auf die Behandlung von Borderline-Störungen. Seit 1995 leitet er das Autismus-Therapie-Zentrum (ATZ) in Köln und setzt sich sehr für Autismus-spezifische Therapie und Förderung ein. In diesem Rahmen hat er Bausteine für die Therapie mit Asperger-Autisten entwickelt. Vielen dürfte er durch seine Auftritte im Fernsehen als Autismus-Spezialist bekannt sein (z.B. bei Quarks & Co mit einem Small Talk-Training). Claus Lechmann ist seit 1997 als Dozent, Supervisor und Selbsterfahrungsleiter für verschiedene Ausbildungsinstitute tätig mit den Themenschwerpunkten Psychotherapie bei Borderline-Störungen bzw. Autismus.


Workshop/ Vortrag von Claus Lechmann:

Workshop WS 13: Vom Asperger-Syndrom hin zum High-functioning Autismus – Diagnostik und Therapie im Erwachsenenalter

Im Mai 2013 soll es soweit sein, dann wird es das DSM V geben und kurze Zeit später rückt die ICD 11 nach mit wahrscheinlich nicht unerheblichen Veränderungen. Im Bereich Autismus wird wahrscheinlich die Bezeichnung Asperger-Syndrom wegfallen und im autistischen Spektrum aufgehen. Die „Aspies“, wie sich häufig erwachsene Menschen mit Asperger-Syndrom nennen, müssen sich wahrscheinlich einem neuen Namen kreieren. Das ist schade, denn gerade erst wird das Konzept im Erwachsenbereich bekannter und es wird deutlicher, dass es keineswegs so eine seltene und exotische Störung ist wie vormals eingeschätzt. In den letzten Jahren sind erste Anlaufstellen und Autismus-Sprechstunden extra für erwachsene Patienten entstanden, es fehlen aber weit und breit TherapeutInnen, die die so diagnostizierten PatientInnen störungsspezifisch behandeln können. Das Seminar soll helfen, mögliche Scheu und Unsicherheiten gegenüber Patienten mit Asperger-Syndrom abzubauen und PsychotherapeutInnen zu gewinnen, sich diesen besonderen Menschen zu öffnen.
Auch wenn das Asperger-Syndrom künftig „hochfunktionaler Autismus“ heißen wird, das diagnostische und therapeutische Vorgehen wird sich wohl nicht ändern. Die Diagnosestellung im Erwachsenenalter wird weiterhin nicht einfach sein, sondern Erfahrung erfordern und nicht selten Spielraum für differentialdiagnostische Erwägungen bieten. Der Vorstellungsanlass kann vielfältig sein: Häufig fühlen sich die Betroffenen irgendwie „anders“, suchen eine Erklärung für ihre chronischen Schwierigkeiten, im sozialen Leben zurecht zu kommen und erkennen sich in den im Internet kursierenden Beschreibungen wieder. Die Diagnose kann dann für die Betroffenen und die Umgebung sehr entlastend und erhellend sein. Mittlerweile gibt es erste therapeutische Ansätze, die gezielt das soziale Verständnis aufbauen und es quasi wie eine Fremdsprache einüben. Viele Betroffene weisen allerdings mit Recht darauf hin, dass die autistischen Besonderheiten nicht (nur) als defizitäre, sondern als eine andere Wahrnehmung der Welt gesehen werden sollten.
Im Workshop werden Videoausschnitte eingesetzt, um den diagnostischen Blick zu schärfen und die Vielfältigkeit der Symptome und Ausprägungen zu veranschaulichen. Die TeilnehmerInnen lernen Diagnostikinstrumente (u.a. Screeningfragebögen) kennen und anzuwenden. Therapeutisch wird ein Überblick über die typischen Problembereiche gegeben und exemplarisch störungsspezifische Interventionen (z.B. Smalltalk-Training) vermittelt.

31.10.2011
9:45 Uhr – 13:00 Uhr und 15:45 Uhr – 19:00 Uhr

Literaturempfehlungen von Claus Lechmann